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„Lebenskunst besteht darin, die eigene Natur mit der eigenen Arbeit in Einklang zu bringen.“    (Luis Ponce de Leon)

Das Drei-Welten-Modell

 Meine Persönlichkeit - meine Welten - meine Rollen

 

Das Drei-Welten-Modell der Persönlichkeit 1)
Persönlichkeit kommt von lat. personare, etwas tönt hindurch. Das, wodurch es tönt, sind unsere Auftritte in den Rollen, die wir in den Inszenierungen auf den Bühnen unserer Lebenswelten spielen. Mit diesem pragmatischen Ansatz wird Persönlichkeit konkret in Zeit und Raum angesiedelt. Das, was hindurchtönt, ist die unverwechselbare Eigenart, die jeder Mensch als sein Wesen mitbringt und entwickelt. Solche Begriffe sind schwer zu definieren und doch weiß jeder intuitiv, wovon die Rede ist. Welche Rollen ein Mensch in welchen Welten auch spielt, er verleiht dabei seiner Eigenart Ausdruck und wird sich dadurch zu einem Menschen mit den Eigenarten und Bestimmungen entwickeln, die sein Wesen dann ausmachen. Damit folgt man dem Ansatz des Begründers der Transaktionsanalyse Berne, der seine Persönlichkeits- und Kommunikations-Psychologie klar der Annäherung an „reale Menschen“ in „realen Lebenssituationen“ verpflichtet hat.
Für die Beschreibung von Persönlichkeit im Lebenszusammenhang verschiedener Lebens-Welten eignet sich besonders das Drei-Welten-Modell der Persönlichkeit.

 

 

Das Drei-Welten-Modell beschreibt eine als
in Rollen in drei Welten gelebte und
entwickelte Persönlichkeit. Unterschieden
werden die Privatwelt, die
Organisationswelt und die Professionswelt.
Während die Unterscheidung von privater
und beruflicher Welt spontan einleuchtet,
bedarf die Unterscheidung zwischen
Professionswelt und Organisationswelt einer
Erläuterung.

 

 

Die erste Welt ist die Organisationswelt, in der der Klient lebt und arbeitet, und die Umwelten für diese Organisation. Hier sind Verpflichtungen, Einfluss und Spielräume, Organisationsrollen und deren Einbindung in Netze von offiziellen Regelhaftigkeiten und von ungeschriebenen Regeln der Organisationskultur zu berücksichtigen. Das Kraftfeld, das durch die Organisationswelt für den Klienten entsteht und die Möglichkeit seiner Gestaltung, könnte man für den Zweck des Coachings die Organisationsrollen der Persönlichkeit des Klienten nennen. Gemeint ist damit das Kraftfeld einer Position mit seinen vielfältigen komplexen Vernetzungen, das für den Positionsinhaber Wirkungszusammenhänge und Regeln bestimmt, mit denen er umgehen muss. Diese Organisationsrollen bekommen zwar ihre eigene Ausprägung durch die Professionalität des Positionsinhabers und dessen menschlichen Eigenarten, sind aber durch diese nicht hinreichend beschrieben.

Die zweite Welt ist die der Professionalität des Klienten. Hier spielen seine Vorbildungen, seine fachlichen Qualifikationen, seine Ambitionen und seine Vorstellungen von Karriere und professioneller Lebensqualität eine Rolle. Dabei sind die Kompetenzvorstellungen der eigenen Profession bzw. der Professionalität, in die man hineinwächst, von Bedeutung. Es ist nach wie vor so, dass für Naturwissenschaftler, Kaufleute, Techniker und Ingenieure Management-Funktionen im modernen Sinn eigentlich eine neue professionelle Qualifikation darstellen. Mit der Fortschreibung des Wirklichkeitsverständnisses aus der alten Profession allein ist dies nicht zu bewältigen. Fragen der professionellen Rollen der Persönlichkeit sind eigentlich auch immer Fragen der lebenslangen Entwicklung von Professionalität und professioneller Identität. Die Zugehörigkeit zu Fach- bzw. Berufsverbänden, die eigene, vom jeweiligen Arbeitsplatz unabhängige professionelle Selbstverständnisse, Standards und Qualifikationsregeln etablieren, kann sehr wichtig sein. Durch Tagungen und Weiterbildungen werden hier Profile der professionellen Persönlichkeit und deren Entwicklung herausgearbeitet, die sich aus den Selbstverständnissen und Zuschreibungen der Organisationsrollen nicht unbedingt ableiten lassen. In der persönlichen Professionalität werden wichtige Fragen formuliert und Kompetenzen entwickelt, die helfen, Organisationen zu verbessern und fruchtbare Spielräume für die Veränderung oder Ausgestaltung der Organisationsrollen zu schaffen.

Die dritte Welt ist die Welt des privaten Lebens. Hierzu gehört die familiäre, gesellschaftliche und regionale Herkunft, die bisherigen Lebenserfahrungen und der private Lebensstil, der sich daraus entwickelt hat, die Verbundenheiten mit Familie, Freunden und Bekannten. Hier spielen Vorstellungen von der privaten Zukunft und ihrer Gestaltung bis hin zum eigenen Tod eine Rolle.

Wie eingangs beschrieben, sprechen wir von Persönlichkeit im eigentlichen Sinn dann, wenn etwas Wesentliches, etwas menschlich Bedeutungsvolles durch die privaten und professionellen Rollen hindurchtönt. Persönliche Beziehungen werden hier oft mit privaten Beziehungen verwechselt. Persönliche Schwingungen erzeugen in anderen Personen eine Resonanz, die auch professionellen Beziehungen und Organisationen persönliche Qualitäten geben, ohne dass sie ins nur Private abgleiten. Es ist wichtig zu verstehen, dass es nur begrenzt möglich ist, Persönlichkeit im nur privaten Bereich zu entfalten. Die professionellen wie die organisatorischen Rollen sollte man nicht als eine davon getrennte Angelegenheit betrachten, in der man darauf verzichten muss oder kann, sein unverwechselbares Menschsein zu erfahren und zum Ausdruck zu bringen. Eine solche Spaltung der Welten unter dem Motto „privat kann ich Mensch sein“ ist gesellschaftlich gefährlich und Mitbedingung für ein Empfinden von Sinnlosigkeit, auch wenn man ein im Prinzip intaktes Privatleben führt. Das Rollen- und Welten-Modell der Persönlichkeit kann in vielfältiger Weise praktisch genutzt werden.1 Hat z. B. ein Mensch zunehmend mit Leistungsmotivation Probleme, kann gefragt werden, ob dies mehr mit Fehlentwicklungen auf dem beruflichen Lebensweg, mit verloren gehender Kompetenz und Stimmigkeit in bestimmten  Funktionen einer Organisation oder mit Belastungen im Privatleben zu tun hat. Die Lösung von tiefer greifenden Problemen bzw. die wesentliche Weiterentwicklung von Persönlichkeit ist erfahrungsgemäß erst bei Beachtung solcher Zusammenhänge wahrscheinlich. Von daher beschäftigt sich Beratung und Coaching sehr häufig nicht nur mit dem angemessenen Vorankommen in den verschiedenen Lebenswelten, sondern gleichzeitig mit den miteinander verbundenen Lebensvollzügen des Klienten in allen drei Welten. Das Schaubild zeigt, wie man sich die Lebensorganisation und Persönlichkeit in den drei Welten als unauflösbar miteinander verbunden und aufeinander bezogen vorstellen kann. Die Entwicklung der Persönlichkeit und der Lebensqualität in den verschiedenen Welten ist auf Dauer - ob man will oder nicht - unauflösbar aufeinander bezogen und man darf von einer Konzentration auf eine dieser Welten nur begrenzt und nur für gewisse Lebenszeiten Erfüllung erwarten.

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